Beitragserhöhung der Domcura Wohngebäudeversicherung in 2023

Die Domcura erhöht auf den ersten Blick recht extrem die Beiträge in der Wohngebäudeversicherung. Der Schreck ist sicherlich groß und verständlich, auf den zweiten Blick ist die Anpassung leider ganz normal und nachvollziehbar. Mit diesem Artikel möchte ich kurz auf die Gründe eingehen und ob sich ein Wechsel zu einer anderen Gesellschaft lohnt.

Zu Beginn sei erwähnt, dass die Kalkulation in der Wohngebäudeversicherung bei faktisch allen Versicherern zu knapp kalkuliert ist. Nicht umsonst ist die Wohngebäudeversicherung das Sorgenkind der Versicherer.

Schauen wir uns einmal die Gründe genauer an:
Zum einen die starke Inflation, zum anderen die stark auftretenden Schäden (z. B. das Ahrtal 2021). Schauen wir erst einmal, warum die Beiträge flächenübergreifend steigen.

Die Inflation, aber vor allem die Baukosten explodieren
Jeder von uns bekam die starke Inflation und auch die stark gestiegenen Baupreise mit.
Ebenso, wie schwer es ist, Handwerker zu finden. Ebendiese können mittlerweile den Preis diktieren. Seit 2012 sind die Immobilienpreise im Durchschnitt um 70 Prozent gestiegen.

Wenn ein Schaden passiert, dann sollte dieser auch reguliert werden. Eine gute Wohngebäudeversicherung baut das Gebäude zu aktuellen Kosten wieder auf. Hat ein Haus vor 15 Jahren, sagen wir mal ca. 300.000 Euro gekostet, würde es jetzt sicherlich um die 600.000 Euro kosten, wenn man es 1 zu 1 wieder errichten würde. Eine Wohngebäudeversicherung leistet i.d.R. nach dem aktuellen Neuwert. Man bekommt somit keine 300.000 Euro, sondern es wird ein Haus (z. B. nach einem Brand) in Höhe von 600.000 Euro erstellt.

Massive Kostensteigerung bei Reparaturen
Das Ganze kann auch auf kleinere Schäden umgemünzt werden. Der Sturmschaden kostete vor zehn Jahren vielleicht 900 Euro, jetzt kostet die Reparatur 2.000 Euro. Folgerichtig steigen durch die Explosion der Bau- wie Reparaturkosten auch die Beiträge in der Wohngebäudeversicherung.
Allein der Baupreisindex für 2023 steigt um 14,73 Prozent.

Die Domcura kalkuliert ihre Tarife nach dem sogenannten Baupreisindex, welcher vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ermittelt wurde. Ein Großteil der Versicherer am Markt schließt sich dem Baupreisindex an. Grundlage der Berechnungen ist der jeweils im Mai vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Baupreisindex für Wohngebäude sowie der Tariflohnindex für das Baugewerbe. Der Baupreisindex geht zu 80 Prozent und der Tariflohnindex zu 20 Prozent in die Berechnung ein.

Diese Beitragssteigerung aus dem Baupreisindex dürfte also jede Wohngebäudeversicherung weitergeben, welche den sogenannten Unterversicherungsverzicht beinhaltet. Das bedeutet, dass Schäden immer zum aktuellen Wert bezahlt werden. Wäre der Unterversicherungsverzicht nicht Bestandteil eines Vertrages und es passiert ein Schaden von 100.000 Euro, dann würden nur 85.000 Euro ersetzt werden (aufgrund der Unterversicherung).

Indexanpassung folgt den Preissteigerungen in der Baubranche
Diese Indexanpassung ist aber wichtig, damit das Haus weiterhin zum aktuellen Wiederaufbauwert zu den jeweiligen Lohn- und Materialpreisen errichtet werden kann. Dies gilt selbstverständlich auch für Reparaturen.

Schadenzahlen explodieren
Beispielsweise Leitungswasser, aber auch insbesondere Elementarschäden steigen exorbitant an. Diese sind um astronomische 2.370 Prozent von 2020 auf 2021 gestiegen. Eine Zahl, die man sich gar nicht vorstellen kann, von 170 Millionen auf 4,33 Milliarden Euro. Diese exorbitanten Steigerungen wirken sich ebenfalls auf die Prämien aus, so verwundert es nicht, dass die Domcura die Beiträge anpassen muss.

Die Domcura nähert sich mit der Beitragserhöhung „nur“ dem Markt an
Da die Domcura in der Wohngebäudeversicherung eigentlich viel zu günstig kalkuliert war, war eine Beitragserhöhung absehbar und nicht verwunderlich.

Was soll ich nach der Beitragserhöhung machen?
Erstmal Ruhe bewahren, auch wenn in der aktuellen Zeit die Preissteigerung sehr schmerzhaft ist. Ein Tipp wäre, eine Selbstbeteiligung in den Vertrag einzubauen.
Bei der Domcura kann sogar eine Selbstbeteiligung von 500 bis zu 2.000 Euro vereinbart werden, was eine Beitragsersparnis von bis zu ca. 30 Prozent ausmacht.

Soll ich zu einer anderen Gesellschaft wechseln?
Das macht i.d.R. wenig Sinn, denn alle Versicherer am Markt kämpfen mit denselben Problemen. Somit würde man nur vom Regen in die Traufe kommen.
Klar, es gibt jetzt Versicherer, welche vielleicht gerade mit günstigen Beiträgen werben, aber spätestens in ein bis zwei Jahren werden sich auch diese Beiträge stark erhöhen. Zudem macht man wahrscheinlich Einbußen bei den Leistungen, was sich im Schadensfall wieder negativ auswirken kann. Man kann es drehen und wenden, wie man möchte, die Situation ist schlichtweg am gesamten Markt im Bereich der Wohngebäudeversicherung kritisch.

Fazit zur Beitragserhöhung der Wohngebäudeversicherung
Ein eigenes Haus ist kein günstiges Unterfangen.